Der Fluch der dritten Reihe

23. August 2007, 16:32 — 1805 Klicks — Robert

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Warum Kino Davids Qual ist und er im Internet leichter Freunde findet

David Mettig ist 19 Jahre jung und seit seiner Geburt querschnittsgelähmt. Sein Leben teilt er daher mit einem elektronischen Rollstuhl. Im Gespräch mit der JUNGEN SEITE spricht er über seinen Traum, in Amerika zu Autos zu tunen, die begehrenswerte achte Reihe im Kino und warum es für ihn problematisch ist, in der Öffentlichket mal ein Bier zu trinken. Das Interview führte Robert Krug.
Ist Potsdam behindertengerecht?

David: Potsdam ist auf jeden Fall behindertengerechter als Berlin. In Berlin muss man knapp eine Stunde warten, um mal in einen Bus einsteigen zu können, um dann von A nach B zukommen. Mit Bussen hat man hier eigentlich die beste Verbindung.

Auf was musst Du dabei acht geben?

David: Es gibt viele Wege, die ich schon kenne und wo ich weiß, hier komme ich gut runter und mache mir nicht meinen Rolli kaputt. Hauptsächlich muss ich aber auf Bordsteinkanten achten, Glassplitter sind auch gefährlich. Ich stand schon mal mit einem kaputten Reifen da, das war nicht so schön, und ich war wieder auf andere Leute angewiesen.

Wie sollten Menschen auf Dich reagieren?

David: Wenn ich unterwegs bin und mir mal ein Bierchen kaufe und damit durch die Stadt fahre, sind die Blicke nicht immer amüsant. Viele denken sich dann wohl ihren Teil. Momentan stehe ich da drüber, weil ich es nicht einsehe, darauf zu verzichten, nur weil ich im Rolli sitze. In Sachen Hilfsbereitschaft gibt es aber einige, die mir helfen und anpacken. Letztens erst stieg ein Autofahrer aus und hat mir auf die Straße geholfen. Das sind Reaktionen, die ich mir wünsche, sie sind aber eher selten.

Wie findest Du trotz Behinderung Freunde?

David: Die Chance für Behinderte, über den Computer Freunde zu finden, ist größer als auf der Straße oder im Kaffee. Ich gehe auch gern und oft ins Waschhaus, da treffe ich mich aber meist zufällig mit Freunden, und die bringen meist noch ein paar Leute mit. In meiner Computerwelt habe ich jedoch mehr Freunde, mit denen ich mich austauschen kann.

Wo oder wann stört die Behinderung am meisten?

David: Ich gehe gern ins Kino. Schade ist, dass man als Behinderter in der dritten Reihe sitzen muss, das ist ziemlich weit vorn und eine Nackenstarre daher unvermeidbar. Es wäre total schön, wenn es eine kleine Rampe an der Seite gäbe, die vielleicht in die 7. oder 8. Reihe führen würde.

Welchen Zukunftswunsch würdest Du Dir gern erfüllen?

David: Leider bin ich kein Fremdsprachentalent, aber ich würde gern mal nach Amerika. Da würde ich dann Autos tunen, dass kann man hier in Deutschland leider nicht legal machen. Selbst habe ich den Führerschein noch nicht, das wäre auch sehr teuer, denn das Auto, mit dem ich dann fahren könnte, müsster speziell umgebaut werden. Wenn, dann mache ich den Führerschein im Ausland, um ihn besonders schnell zu machen, und dann steht das Auto als Liebhaberstück in der Garage. (lacht)

Was stört Dich momentan?

David: Gerade melden sich viele Ämter, die wollen nämlich meinen Wohnort bestimmen. Ihre Ziele sind offenbar, die für sie preiswerteste Lösung zu finden. Das ist aber nicht mein Wille. Für mich ist es wichtig, dass ich gute Busverbindungen habe und flexibel bin. Die Ämter wollen, dass ich schon meine eigene Wohnung beziehe. Ich würde aber lieber im Oberlin-Haus bleiben und mich nicht noch mit einer neuen Wohnung rumschlagen müssen.

[Veröffentlicht am 28.08.2007 auf der JUNGEN SEITE der Märkischen Allgemeinen]

Abgelegt unter: Kinder, Jugendliche, Familien | |

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