Sarah Kuttner offen und ehrlich: Freundschaften sind wie Liebe, nur ohne Sex
7. September 2006, 15:49 — 1596 Klicks — vivat
Strict Standards: Only variables should be assigned by reference in /homepages/u5221/www.kijuredaktion-potsdam.de/wp-includes/functions.php on line 589
Deprecated: preg_replace(): The /e modifier is deprecated, use preg_replace_callback instead in /homepages/u5221/www.kijuredaktion-potsdam.de/wp-includes/functions-formatting.php on line 76
Deprecated: preg_replace(): The /e modifier is deprecated, use preg_replace_callback instead in /homepages/u5221/www.kijuredaktion-potsdam.de/wp-content/plugins/postratings/postratings.php on line 398
26 Jahre und kein bisschen leise.
MTVs Vorzeigeplappermaul Sarah Kuttner spaltet mit ihrer direkten und frechen Art die Nation.
Arrogant und zickig oder einfach nur ehrlich und direkt- die Schülerzeitung “VIVAT- Es lebe” der Voltaire-Gesamtschule fühlte der Ein-Meter-Sechzig-Powerfrau auf den Zahn und bekam überraschende Antworten:
Was würdest du am heutigen Tag ändern?
Sarah Kuttner: „Heute war eigentlich ganz gut, denn ich hab nicht viel gemacht. Bin aufgestanden und aus Köln her gekommen. Erst mal würde ich noch nichts ändern, aber man weiß ja nicht, was noch schrulliges kommt. Wenn das die Welt verändern könnte, dann hätte ich meinen Flug geändert und länger geschlafen.“
Was war der rebellischste Akt deiner Jugend?
„Ich habe mich mit 16 gegen den Rat meiner Mutter tätowieren lassen. So was kleines am Bauch. Ich mein, es war nicht super rebellisch, aber ich dacht, verdamm mich noch mal, ich will das jetzt und wenn das erst mal drauf ist, kann meine Mama eh nichts mehr dagegen machen. Ärger hab ich aber nicht viel gekriegt. Ich glaub, meine Mutter fand das Tattoo sogar ein bisschen süß.“
Hast du dich damals politisch engagiert?
„Nein. Da war ich hauptsächlich mit mir selbst beschäftigt, mit wachsenden Brüsten, saufen und Jungs. Ich hatte zwar die Chance, mich politisch zu engagieren, aber das war für mich in dem Moment nicht so wichtig. Ich bin zwar demonstrieren gegangen, aber nur weil´s da schulfrei gab. Und das ist genau das, was ich anderen Leuten heute vorwerfe.“
Wie sieht es heute aus?
„Ich hab jetzt angefangen mit Dunkelziffer e.V. zusammen zu arbeiten. Es gibt zehn Milliarden Sachen auf der Welt für die man sich engagieren kann, im Fall von Dunkelziffer e.V. gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern. Ist vielleicht gar nicht so politisch, aber genauso wichtig. Aus so einer Situation entstehen seelisch verletzte Menschen, die eigentlich gar nichts dafür können. Denen will ich helfen.“
Warum liegt dir gerade dieses Thema am Herzen?
„Könnten auch hungernde Kinder in Afrika sein. Für so viele Sachen muss was getan werden. Aber ich verstehe nicht, warum ich mich in 10 000 km Entfernung engagieren sollte, wo es doch genug Probleme vor meiner Haustür gibt.“
Was macht dich wütend?
„Wenn Leute unhöflich sind. So nach dem Motto „Die hat so ne große Klappe, der komm ich jetzt genauso doof.“ Dafür gibt´s aber gar keinen Grund. Ich mach meinen Job beim Fernsehen und ich bin halt auch nur ein normales Mädchen und fang auch mal an zu weinen, vor allem wenn ich wütend bin. Ich nehme solche Sachen mit nach Hause. Ich sitz auch zwei Stunden später noch auf´m Sofa und bin immer noch wütend wegen irgendwelcher Idioten.“
Und was glücklich?
„Das glauben mir viele nicht, aber zwischenmenschliche Nettigkeiten berühren mich. Ich bin nicht wirklich menschenscheu, aber mir reichen die wichtigsten Menschen um mich rum. Ich geh nicht abends tanzen, um neue Leute kennen zu lernen. Ich kenn ja schon genügend. Oder solche Kleinigkeiten: Ich hatte kürzlich ´ne kleine unwichtige Operation und danach hat mir ein Freund und Redaktionsmitglied eine SMS geschrieben, wie´s mir denn ginge? Das hatte ich nicht erwartet, weil er ja nur in meiner Redaktion sitzt. Da habe ich fast angefangen zu heulen. Mir sind Freundschaften sehr wichtig und dass man sich innerhalb derer benimmt. Freundschaften sind wie Liebe, nur ohne Sex. Man liebt sich ja macht sich kleine Geschenke, denkt aneinander. Leider passiert das nicht so häufig und wenn doch, kriegt´s mich total.“
Wie sieht es bei dir in Sachen Musik aus? Womit kann man dich da kriegen?
„Indy-Karaoke ist klasse. Es gibt da so´ne Internetseite, da kann man per PC Songs von Coldplay oder Blur nachsingen. Wenn wir dann zwei Stunden Sendung hatten, brüllt dann oft irgendeiner aus der Redaktion: „Ey, Indy- Karaoke?“ und dann versammeln wir uns alle vor einem Rechner und singen zusammen „Yellow“ von Coldplay. Das ist ganz schlimm und ärgert alle anderen im Team, aber es macht einfach tierischen Spaß.“
Du hast uns erzählt das man dich mit einfachen Dingen begeistern kann. Wünschst du dir eigentlich was, wenn du eine Wimper findest?
„Hab ich früher viel gemacht. Jetzt, durch diese ganze Make-up-Scheiße, verliere ich alle Nase lang Wimpern. Neulich dachte ich kurz, ich hätte Wimpernausfall. Wirklich! Um Gottes Willen, Chemotherapie, irgendwas ist mit meinen Haaren. Ich war so aufgeregt, ich konnte mit gar nichts wünschen.“
Wir wünschen ihr weiterhin viel Erfolg und immer genug Luft zum Atmen, bei der Redegeschwindigkeit…


Start


(7 Bewertungen, Durchschnitt: 4.57 von 5)